Spoileralarm

[Rezension] "Godspeed - Die Ankunft" von Beth Revis

Godspeed - Die Ankunft (Across The Universe, #3) - Beth Revis

 

Titel: Die Ankunft
Reihe: Godspeed, Band 3 / 3
Autorin: Beth Revis
Genre: Jugendbuch, Science Fiction
Verlag: Dressler (1. August 2013)
ISBN: 978-3791516783
Seiten: 480
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre
 
 
 
 
 
Godspeed hat sich für mich je länger je mehr zu einem Lesehighlight entwickelt und so war der finale dritte Band ein Must-read für mich.
 
 
Endlich können Amy und Junior die Godspeed verlassen. Ein neues Leben auf dem Zielplaneten Zentauri wartet auf sie. Aber diese neue Erde entpuppt sich nicht als das Paradies, das Amy und Junior erhofft hatten. Wer oder was lebt noch auf diesem Planeten? Können Amy und Junior die eigene Kolonie retten? Und was wird aus ihrer gemeinsamen Zukunft?(Bild- und Textquelle: Dressler)

 
Einstieg ins Buch:
"Warte", sage ich, und mir schlägt das Herz bis zum Hals.
Juniors Finger schwebt über dem Startknopf.

Lange habe ich auf das grosse Finale dieser Trilogie gewartet, denn schon bei Band 1 ist mir klar geworden, dass Beth Revis hier etwas ganz anderes, ganz Tolles geschaffen hat. So bin ich etwas wehmütig das letzte Mal an Bord der Godspeed gegangen.

Wie gewohnt, fackelt die Autorin nicht lange, sondern legt sich gleich ordentlich ins Zeug. Wir steigen genau da ein, wo Band 2 "Die Suche" geendet hat: Amy und Junior sitzen mit einem Teil der Godspeedbewohner und allen eingefrorenen Erdgeborenen im Shuttle und starten den Landevorgang auf die Zentauri-Erde. Schon hier geht einiges schief und die Spannung steigt an. Nach der Landung müssen die beiden dann feststellen, dass Orion mit seiner Warnung wohl doch nicht fantasiert hat, denn schon bald werden sie von Pteros, saurierartigen Riesenvögel, angegriffen. Science Fiction meets Jurassic Park ....

Was meine Leute wohl jetzt von mir denken, nachdem ich ihnen alles genommen habe, sogar die Schwerkraft?     (Junior, Seite 13)

Doch es zeigt sich, dass sich wohl noch eine Vorahnung von Orion bewahrheiten wird. Die Erdgeborenen werden aufgetaut und Amy freut sich riesig, ihre Eltern endlich wieder zu haben. Doch sie wird von ihrem Vater, Colonel Martin, vor den Kopf gestossen, denn dieser ist nun der Ranghöchste und übernimmt so die Führung der Mission. Das ist eine ausserordentlich schwierige Aufgabe, denn die beiden Gruppen (Schiffs- und Erdengeborene) misstrauen sich gegenseitig. Colonel Martin kann ein 'Kind' als Anführer des Schiffes - und vor allem auch als Freund seiner Tochter - nicht akzeptieren und geht weder auf Ratschläge Seitens seiner Tochter noch auf Erfahrungen der Schiffgeborenen ein.

Wie schon in den beiden vorangegangenen Bänden ist die Geschichte in kurze Kapitel eingeteilt, die abwechselnd aus Amys und Juniors Sicht erzählt werden. Es ist äusserst interessant in die Köpfe der beiden Protagonisten zu schauen, denn beide haben eine andere Herkunft, ein anderes Denken und das bekommen wir so hautnah mit. Das beherrscht Beth Revis wirklich meisterhaft und sie krönt beinahe jedes Kapitel mit seinem eigenen kleinen Cliffhanger, so dass man beim Lesen ständig denkt: "Ach, nur noch ein Kapitel ...".

Zu Amy und Junior muss ich gar nicht mehr viel sagen. Sie sind einfach überaus sympathische Protagonisten, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Obwohl sie sehr schön miteinander harmonieren, wird ihre Beziehung auch in  "Die Ankunft" auf eine harte Probe gestellt. Die beiden Gruppierungen misstrauen sich, Amys Eltern sind gegen Junior, denn wie konnte sich ihre Tochter überhaupt auf so einen Schiffsgeborenen einlassen ... und es taucht Konkurrenz für Junior auf: Chris, die rechte Hand von Colonel Martin, scheint interessiert an Amy zu sein. Neben all diesen äusserst emotionalen Konfliktherden, scheint auch ihre neue Heimat nicht das erhoffte Paradies zu sein, denn überall lauern lebensbedrohliche Gefahren und die Liste der Toten wächst.

Unsere Lippen berührten sich. Er schmeckte wie Dinge, die eigentlich gar keinen Geschmack haben: Wärme und Leben und Wahrheit und Güte und Liebe.     (Amy, Seite 297)

Colonel Martin ist bestimmt ein sehr interessanter Charakter, aber er konnte mich nicht für sich gewinnen. Er agiert mir zu überhastet, zu unüberlegt und schaut nicht über seinen eigenen Tellerrand hinaus. Kaum aufgetaut stellt er fest, dass er der ranghöchste Anwesende ist und hat eine riesige Verantwortung aufgebürdet bekommen. Trotz allem ist ihm aber seine Familie das Wichtigste.

Als wir am Waffenarsenal vorbeikommen, überlege ich kurz, ob ich mir ebenfalls eine Waffen nehmen sollte, gehe dann aber doch weiter. Antworten sind mir lieber als Waffen.     (Junior, Seite 272)

Von Band zu Band hat sich Beth Revis gesteigert. Als die Reise begann, hat sie alles vorbereitet, bei der Suche Fährten gelegt und eine Schnitzeljagd veranstaltet und nach der Ankunft alles hochgeschaukelt ... bis zur Eskalation ....
Das Buch weist eine enorm dichte Atmosphäre auf, so dass ich kaum zum Durchatmen kam, meine Nerven   oft blank lagen und der Adrenalinspiegel während der gesamten Lektüre erhöht war. Nach dem Beizettel "Zu Risiken und Nebenwirkungen ..." habe ich jedoch vergebens gesucht.



Beth Revis zieht bei "Godspeed - Die Ankunft" alle Register der Schreibkunst. Sie entwirft eine sehr exotische, bildhaft geschilderte neue Welt, kreiert diverse Gefahrenquellen, baut einen enormen Spannungsbogen auf, lässt uns durch romantische, gefühlvolle Szenen kurz durchatmen, um danach noch einen Gang höher zu schalten. Sie gibt uns Rätsel auf, spielt mit unseren Gefühlen, lässt uns im Dunkeln tappen, erwischt uns mehrfach auf dem falschen Fuss und lässt und schockiert und mit offenem Mund zurück.
"Godspeed - Die Ankunft" ist definitiv ein würdiges Finale. Zwar schaut man nun etwas wehmütig zurück, doch bekanntlich soll man dann aufhören, wenn es am besten ist ...


 
Quelle: http://www.favolas-lesestoff.ch/2013/08/rezension-godspeed-die-ankunft-von-beth.html