[Rezension] "Der Kuss der Göttin" von Aprilynne Pike

Titel: Der Kuss der Göttin
Reihe: ja, Band 1
Autorin: Aprilynne Pike
Genre: Jugendliteratur, Fantasy
Verlag: cbt (9. September 2013)
ISBN: 978-3570156186
Seiten: 416
vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 12 Jahren
Einstieg ins Buch:
Ich erinnere mich an den Flugzeugabsturz.
Nicht direkt an den Aufprall, aber an die Augenblicke davor - und obwohl es wirklich nur Augenblicke gewesen sein können, dauert es im Rückblick viel länger.
Die 17-jährige Tavia hat als einzige einen Flugzeugabsturz überlebt und das, obwohl es laut Experten unmöglich erscheint. Noch immer leidet sie an den Folgen - psychisch und physisch. Sie hat dabei ihre Eltern verloren, musste eine Gehirnoperation über sich ergehen lassen und hat immer noch grosse Schwierigkeiten mit einem Bein. Seither lebt sie abgeschottet bei ihrer Tante und ihrem Onkel und ihre grössten Bezugspersonen sind ihre Therapeutin Elizabeth und Benson, der Praktikant in der Bibliothek.
Plötzlich begegnet sie immer wieder einem mysteriösen Mann, der sie magisch anzieht. Sie will ihm folgen, doch immer wieder verschwindet er auf unerklärliche Weise und lässtTavia verwirrt zurück. Der Mann weckt nie gekannte Gefühle in ihr, die sie sich nicht erklären kann.
Als dann weitere rätselhafte Dinge passieren und Tavia ein Telefongespräch ihrer Tante mitbekommt, realisiert sie, dass vieles nicht so ist, wie es scheint.
Es fühlte sich irgendwie passend an - eine Stadt, die in ihrer Vergangenheit stecken geblieben ist, und ich gefangen in meiner eigenen. (Seite 10/11)
Im ersten Kapitel erleben wir den Flugzeugabsturz hautnah mit und Aprilynn Pike konnte mich sofort mit ihrer Story fesseln.
Danach lernen wir erst einmal die Protagonistin Tavia und ihre Umstände besser kennen. Dies gelingt der Autorin sehr gut und so war mir Tavia schnell sympathisch. Und nachdem diese einen geheimnisvollen, altmodisch gekleideten Mann mit Pferdeschwanz und ein blinkendes Dreieck beobachtet, vermochte die Autorin mich in ihren Bann zu ziehen und ich wollte immer mehr wissen.
Es klingt verrückt, aber ich habe noch nie in meinem Leben solche überwältigende Gefühle empfunden. Es ist wie Treibsand, der droht, mich in die Tiefe zu ziehen, je mehr ich dagegen ankämpfe. (Seite 125)
"Ich meine, komm schon, jedes Mal, wenn ein Massenmörder gefasst wird, was sagen dann die Nachbarn?
Ach, er war so ein netter Kerl." (Benson, Seite 230/231)
Aprilynne Pike schafft es, eine dichte und mysteriöse Atmosphäre aufzubauen. Sie legt ein imposantes Tempo vor und schafft es, die Spannung durchgehend aufrecht zu halten, so dass ich mir kaum eine Pause gönnen konnte. Ich musste einfach das Geheimnis um Tavia und die Frage um gut oder böse auflösen und so kam ich erst zur Ruhe, als ich das Buch zuklappte. Naja, was heisst zur Ruhe kommen .... "Der Kuss der Göttin" ist der Auftakt einer neuen Reihe und so sind am Ende noch viele Fragen ungeklärt und man scheint wirklich erst am Anfang zu sein.
Die Wahrheit sollte einfach sein. Und das hier ist nicht einfach. Es ist ein Märchen. Und zwar nicht die Märchenprinz-küsst-Prinzessin-Art, sondern die, in der der Wolf die Grossmutter frisst, die Meerjungfrau zu Schaum wird und der Tänzerin die Füsse abgehauen werden. (Seite 344/345)
Ein Wermutstropfen ist für mich jedoch der Schreibstil. Es kommt mir beinahe so vor, als ob die Autorin gute und schlechte Tage hatte und diese Unterschiede bei der Korrektur nicht ausgemerzt hat. Zum Teil sind die Sätze extrem kurz und abgehackt, andere Passagen kommen mir zu gewollt poetisch vor, über grosse Strecken liest sich die Geschichte jedoch trotzdem flüssig.
Dem Verlag muss ich dann auch noch einen Punk abziehen, denn so eine Kurzbeschreibung müsste verboten sein! Wer sich diesen Text vor der Lektüre durchliest, wird sich den grössten Teil des Lesegenusses verderben, da beinahe alle schon verraten wird. Ein No-go für mich und so habe ich bei dieser Rezension für einmal die Kurzbeschreibung weggelassen.
Dafür ist das Erscheinungsbild von "Der Kuss der Göttin" wirklich göttlich. Mit seinen goldenen Akzenten ist das Buch in jedem Buchregal ein optischer Hingucker und sticht bestimmt auch im Buchladen ins Auge.